Der Verein

Die erste Reitergruppe aus der Gründungszeit (1924/25) stellt sich vor. An Ihrer Spitze RL Veit sen.

Die erste Reitergruppe Erolzheim

Ein Auszug aus dem chronistischen Rückblicks eines Mitglieds zum 50-jährigen Gründungsjubiläum am 31.08.1974:

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…Anfang der 20er Jahre regte der „Landw. Verein“ (Bauernverband) die Gründung von Reitvereinen an, um die jungen Bauernsöhne mit der Haltung und dem Umgang mit dem Pferd vertraut zu machen.

Auch dem Beginn der 2. und 3. Epoche des Vereins in den Jahren 1948 und 1966 lag dieses Anliegen zu Grunde, jedoch hat sich der Kreis der Interessenten geweitet u. das einst existentiell-notwendige Wirtschaftsgut „Pferd“ wurde immer mehr zur Liebhaberei.

Wenn ich von 2. und 3. Epoche spreche, deute ich schon Fasen der „Neugründung od. Neubelebung“ an, da die Vereinsarbeit aufgrund politischer u. strukturell grundlegender Veränderungen zeitweilig völlig zum Erliegen kam.

Die erste schwere Krise ergab sich anfangs der 30er Jahre aus dem offenen u. unausweichlichen Druck der damaligen neuen Machthaber, die versuchten, die Reitvereine in die SA, dem sog. „Reitersturm“ einzugliedern. Unvergessen wird vielen die dramatisch verlaufende Mitgliederversammlung im „Falken“ bleiben, wo die Mehrheit der Reiter – trotz Anwesenheit der „farbigen“ Werber u. trotz persönlicher Verdächtigungen sich entschieden dagegen aussprach u. so jegliche Vereinsarbeit zum Erliegen kam.

Musterung u. Einzug der Pferde folgte diesen Anfängen,“ Ich selbst erinnere mich als kleiner Bub wie wir daheim mit einem Zuckerstück an der Stalltüre standen, um von unserem „alten Fuchsen“ Abschied zu nehmen. 3-mal hat sich dies wiederholt u. 3-mal hat der Fuchs bei der Musterung so geschlagen, dass ihn der Vater zur Freude des ganzen Hauses wieder mit heimnehmen durfte“…

… Dem 3. Neuanfang 1966 ging die rapide Technisierung u. Automatisierung in unseren landw. Betrieben voraus. Das Pferd wich dem Trecker, die Perfektion hatte mehr Anziehungskraft als der mühsame sportliche Einsatz u. die Art überkommener Geselligkeit wich der immer stärker um sich greifenden „Zeitnot“. Und wenn die Chronik selbst im Jahre 1964 noch von „14 Reitern u. schönem Pferdematerial, das von vielen Interessenten bewundert wurde“ berichtet, so täuscht das nicht darüber hinweg, dass der allgemeine u. globale Umbruch unserer Zeit auch eine strukturelle Änderung der Voraussetzungen für eine reitsportliche Vereinsarbeit bedingte…

Auf dem Hintergrund dieser nur angedeuteten „schweren Vereinszeiten“ erinnern wir uns frohen und freudigen Herzens all der Feste, Veranstaltungen, Wallfahrtsritte u. sportlicher Erfolge, die wie ein vielfarbig leuchtendes Band unserer Vereinsgeschichte durchziehen.

Bereits 1925, also kaum gegründet, veranstaltet der Verein ein „Reiterfest in der Schießstatt“, an das sich viele von Ihnen noch erinnern werden, und von dem die Chronisten berichten, dass es „ein großes Ereignis“ war u. eine überschäumende Begeisterung weckte. Die Zuschauer kamen in „bekränzten Gesellschaftswagen“ u. vielen „Einzelgespannen“ von weit her u. eine Wirtin aus Filzingen (7 km entfernt) wusste zu berichten, dass Ihre Wirtschaft noch nie so gedrängt voll gewesen sei. Ja, vor lauter begeisterten Menschen wäre beinahe die Preisverteilung im Ochsen-Saal geplatzt, da die Verantwortlichen nur mühsam zu ihren Plätzen gelangen konnten.

Kein Wunder, dass nun bei der jungen „Reitergruppe Erolzheim“ sich die Einladungen häuften u. er in den folgenden Jahren u. a. in Ochsenhausen, Boos, Rot usw. mit Beifall gastierte, Orte, wo überall reiterliches Vereinsleben sich zu entwickeln begann. Und selbst beim „Landw. Fest“ in Biberach, es war das Jahr 1930 fand der Verein mit seiner exakt gerittenen Quadrille nachhaltigen Anklang u. Auszeichnung.

25 Jahre später schritt die nachfolgende Generation würdig in die Fußstapfen ihrer Väter. Das Reitturnier 1951 war wohl das erste große Festereignis der Nachkriegszeit in der Gemeinde. Der Chronist spricht von einem „Gemeindefest großen Stils“, etwa „4000 Personen“ wurden geschätzt.

Reiter u. Verantwortlichen stärkte dies das Rückgrat u. schon wenige Monate später startete der Verein beim Turnier in Bad Waldsee und über den dort ebenfalls vorgestellten „Sechserzug“ ist in der Chronik zu lesen: „Ein Sechserzug, gefahren von J.Veit jr., der galoppierend durch den Festplatz jagte, fand nicht enden wollenden Beifall der Zuschauermenge“.

Und auch der Ehrenpreis für eine korrekte Quadrillen Vorstellung konnte mit nach Hause genommen werden. – wie es im Leben oft so geht – von vielen Erfolgen übermütig, schlägt mancher über den Strang. So ist auch von der darauffolgenden Generalversammlung zu lesen: „Der Verlauf derselben war ziemlich kritisch.“ (Was übrigens auch in jüngster Zeit noch manchmal der Fall sein soll.)…

Die vielen Preise unserer Reiter und die Platzierungen ihrer Pferde, von den Anfängen bis heute, sie aufzuzählen würde diesen Rahmen u. Ihre Aufmerksamkeit übersteigen….

„Erst gestern kam noch ein Senior zu mir u. zeigte mir mit strahlendem Gesicht eine kleine Plakette, die er hütete wie ein Goldstück. Er bekam sie als letzter der Gruppe beim Turnier in Ochsenhausen, ich glaub´, es war im Jahre 1927 oder 1928″…

In dankbarer Anerkennung rufen wir aber all´ die vielen Ungenannten, die im Laufe der 50 Jahre die Entwicklung des Vereins mitbestimmten. Ihr Geist und ihre Haltung mag uns, die wir die heutige Geschichte gestalten, erneut Ansporn u. Verpflichtung sein, das „Erbe der Väter“ weiterzutragen. 

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